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Beogradski festival mozaika III

Mosaik Festival Belgrad

Belgrad … diese lebendige Stadt voller Überraschungen stand bislang nicht auf meiner „Da-muss-ich-unbedingt-einmal-hin-Liste“. Doch die Mosaikwelt fragt nicht nach meinen Lieblingsorten, sondern führt mich einfach an überraschende Plätze. Die Stadt an der Save-Donaumündung empfing uns mit einem traumhaften Sonnenuntergang, der sich nicht vor jenen am Meer verstecken muss. Die Donau selbst fließt davon unbeeindruckt ruhig in ihrem mächtig breiten Flussbett und scheint mir mit einem Plätschern zuzuflüstern, dass sie schon wisse, warum sie gerade hier sich ihren Weg gegraben hatte.

Ja, nun war ich, gemeinsam mit meinem Mann, voller Freude der Einladung von Petar Vujosevic zur Teilname am 3. Mosaikfestival Belgrad folgend, hier in dieser Stadt, mit der ich mich ehrlich gesagt zuvor noch nie wirklich auseinandergesetzt hatte. Vielleicht zeigte die Stadt auch deswegen in den nächsten Tagen eher ihre frostige Seite.

Staunen und Entdecken

Es herrscht ein beinahe schon an Adana erinnerndes Straßenverkehrsverhalten mit O-Bussen und Straßenbahnen, die statt aus einer Remise aus einem Museum zu kommen scheinen. Da Shoppen nicht wirklich meine Begeisterung weckt, legten wir als Alternativprogramm einige Kilometer kreuz und quer durch die Straßen des Alten Belgrads zurück … machten eine „Nostalgiestraßenbahnfahrt“ für die man andernorts deutlich mehr Geld liegen lassen würde, um das Gefühl zu haben, der Wagen bricht gleich auseinander … beobachteten mit ehrfürchtigem Erstaunen das sich immer wieder auflösende Gewimmel im Kreisverkehr, in dem sich Straßenbahnen, O-busse und andere Fahrzeuge erstaunlicherweise während unseres Beobachtungszeitraums unfallfrei bewegten … trotz defekter Oberleitung des O-Busses, für dessen Weiterkommen einfach zwei Männer hinten am Bus die Stangen mithilfe zweier Seile von der Oberleitung lösten und, nachdem der Bus ein wenig weitergerollt war, diese nach der schadhaften Stelle wieder mit der Oberleitung verbanden. Bei rollendem Verkehr im mehrspurigen Kreisverkehr.

Viele Menschen schlendern den doch etwas winterlichen Temperaturen trotzend durch das Zentrum, der … obwohl schon Mitte Jänner vorbei ist … üppige voll im Licht stehende (für uns) Weihnachtsschmuck in den Straßen wirkte auf uns irgendwie fehl am Platz. Offene Geschäfte bis weit in die Nacht und wirklich stylische Lokale machen die Lebendigkeit dieser Stadt unübersehbar. Altbauten im Wechsel mit nüchternen Zweckbauten, viele davon sind von der Luftverschmutzung schwarz und die Fassaden bröckeln. Ja doch, einige Gebäude sind renoviert, vor allem öffentliche Bauwerke, doch täuscht dies nicht über all das hinweg, was noch zu tun wäre. Es dürfte wohl eine Geldfrage, und nicht eine des fehlenden Willens sein. Es wäre schön, wenn die Stadt so nach und nach einen neuen Anstrich bekäme. Sie hätte vermutlich das Potential, ihre attraktiven Seiten eindrucksvoller zur Schau zu stellen und mit ihrer Gastfreundschaft auch verstärkt ein Ziel für Touristen zu werden. Obwohl, angesichts der vielen Wechselstuben im Zentrum dürfte der Tourismus schon angekommen sein. Vieles hier ist wahrscheinlich für Einheimische gar nicht leistbar, erschien mir auch nicht so billig, wie man es in einem Niedriglohnland erwarten würde.

Save und Donau, die Burg, die Einkaufsstraße, das böhmische Viertel, die üppigen Kirchen, das Nationalmuseum, welches von der langen Siedlungsgeschichte dieser Region erzählt und eben auch die vielen Gastronomiebetriebe mit ihrem vielfältigen Angebot sind definitiv einen Besuch wert. Das Zentrum des alten Belgrads haben wir nicht verlassen, es gab hier in der kurzen Zeit, die wir hier waren, genug zu sehen und zu entdecken. Ich hatte ja nur einen Fixpunkt: Die Eröffnungsfeier des Mosaikfestivals in der Galerie. Die restliche Zeit konnte ich mir frei einteilen.

Kirchenmosaike

In den Kirchen überraschten üppige Mosaike … St. Sava ist nach langer Bauzeit (mit Unterbrechung) eine neue Kirche, 2018 fertig gestellt und nicht umsonst fällt im Vergleich immer wieder die wohl berühmteste ursprünglich orthodoxe Kirche, die Hagia Sophia.

Die gold glänzenden Mosaike, die den gesamten Innenraum bis hinauf in die beindruckend große Kuppel bedecken, blenden. Sie sind perfekt gesetzt, fast schon zu perfekt. Das viele Gold schenkt der ganzen Halle ein beeindruckend warmes Licht. Das Mosaik im Bild oben ist jenes oberhalb des Eingangs … nur ein kleiner Vorgeschmack, der es jedoch nicht schafft, eine Ahnung dessen zu vermitteln, was uns im Inneren erwartete. In der Kirche waren Mosaik bestaunende BesucherInnen, aber auch serbisch orthodoxe Gläubige, die es sich auch in der aktuelle Pandemie nicht nehmen ließen, die in der Halle aufgestellten Ikonen zu küssen. Hier zeigte sich mir wieder, wie uns unsere Sozialisation prägt … ich persönlich würde dies auch ohne Corona nicht tun wollen und war in diesem Moment froh, mein Staunen darüber unter der FFP2 Maske verstecken zu können. Ich beschloss, hier einfach nur die Pracht zu genießen und zu staunen, dass solch eine große Mosaikfläche in unserer Zeit noch gemacht wird … und das in einem Land, welches beim Einkommen in Europa sich ganz unten einreiht. Wer das Bestaunen unterbricht und sich informiert, wird rasch fündig, dass die finanziellen Mittel dazu nicht aus dem eigenen Land, sondern von Russland kommen. Was auf jeden Fall bleibt, ist für die Gläubigen ein beeindruckender Ort und für Belgrad über kurz oder lang eine Einnahmequelle durch Eintritte … die Vorrichtung dazu war heute funktionslos und abgedeckt. Später im Hotel informierte ich mich über das Ikonen Küssen … ich bin schon recht blauäugig in diese Kirche gegangen.

Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich eine zweite riesige Kirche, die Sankt Markus Kirche. Unwesentlich früher mit dem Bau begonnen, wurde die im Vergleich zu St. Sava nicht wirklich bescheidener wirkende Kirche schon 1940 fertig, zumindest das Gebäude . Innen befinden sich deutlich weniger Mosaike. Der größte Teil des Innenraums und die enorm hohe Kuppel präsentieren sich in einem zurückhaltenden Grau und wirken unvollendet.

Unserem Bild einer Kirche mit Turm und Schiff entspricht die historisch bedeutendere und ältere St. Michaelkirche, die sich gleich neben der österreichischen Botschaft befindet. Natürlich auch mit Mosaiken verziert, zumindest außen, innen hielten sie sich eher zurück.

Darüber erhebt sich die Festung von Belgrad – Kalemegdan mit einem großen Park. Während des Spazierens hier eröffnen sich immer wieder herrliche Blicke über Save und Donau – zumindest dann, wenn der Nebel nicht die Sicht nimmt. Schade, dass der Winter seine Sanftheit des ersten Abends aufgegeben hatte und uns mit kaltem Wind manchmal eher zur Flucht bewog.

Wenn Belgrad bislang nicht auf meiner Städteliste war, so ist diese Stadt nun für einen weiteren Besuch notiert, unbedingt bei wärmeren Temperaturen, um die noch nicht gesehenen Winkel auch genießen zu können … und, um Belgrad ohne Weihnachtsbeleuchtung zu sehen, die hier aber weniger Weihnachten begleitet (auch wenn es dieselben Motive wie bei uns sind, mit geschmückten Christbäumen, Kugeln. Geschenkspackerln, viel Glitzer und Lichterketten, Sternen und auch dem Weihnachtsmann), sondern das neue Jahr begrüßt und die Bewohner noch ein Weilchen durch den Winter begleiten wird. Soweit die Auskunft, die wir auf unsere Nachfrage erhielten.

18. Jänner 2022: Vernissage

Um auf den Grund meiner Reise nach Belgrad zurück zu kommen. Die Ausstellungseröffnung war gut besucht. Gemeinsam mit Edda Mally, die zweite österreichische Künstlerin, die ich bis heute nicht persönlich kannte, vertraten wir Österreich. Das Austria Kultur Forum der österreichischen Botschaft unter Adrien Feix unterstützte durch die Übernahme unserer Hotelkosten und den Transport unserer Mosaike unsere Teilnahme an dieser schönen Veranstaltung. Neben serbischen KünstlerInnen waren auch Werke bulgarischer KünstlerInnen ausgestellt. Die Idee mit Kunst, im speziellen mit Mosaik Grenzen vergessen zu lassen und gemeinsam etwas zu machen, gefällt mir und es macht mich glücklich und auch ein wenig stolz, wenn ich dazu einen Teil beitragen kann. Danke Petar Vujosevic für die Einladung, Danke dem Kultur Forum Austria unter der Leitung von Herrn Adrien Feix für die Unterstützung, Danke an Kristina Saric für die gute Organisation und natürlich auch ein Danke an die Galerie im Zentrum von Belgrad: Kuća Legata / Heritage House. Die Ausstellung ist bis 9. Februar geöffnet.

Auch abseits der Galerie und den Kirchen finden sich immer wieder Mosaike. So auch im Hotel, an der Mauer des unter der Festung liegenden Zoos oder auch einfach einmal so überraschend, wenn man genauer hinschaute:

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